BEHERRSCHEN SIE AUCH SELBST DIE MAKRAMEEFLECHTKUNST?

Ja, seit Oktober 2001. Damals kam mein Freund Evan Yurman, der jetzt Präsident und Chief Creative Officer eines grossen amerikanischen Schmuckunternehmens ist, in mein Kelleratelier in der Thompson Street in SoHo, New York, und brachte mir die Methode bei. Als er sah, dass ich versuchte, das Flechten zu erlernen, sagte er: «Alle amerikanischen Kinder lernen im Sommerlager Makramee.» Dann zeigte er mir, wie man flicht. Seit diesem Tag flechte ich Armbänder von Hand. Ich würde sogar sagen, dass ich immer noch einer der besten Flechter in unserem Unternehmen bin, obwohl wir inzwischen fünf fest angestellte Mitarbeitende haben, die täglich Schmuckstücke für unsere Kunden flechten. Jedes Armband ist einzigartig und unterscheidet sich in Form und Farbe.

«Die Krise half uns, EXKLUSIVE NEUE STILE mit Perlen zu entwickeln.» - MADS KORNERUP

WIE BEEINFLUSST SPIRITUALITÄT DIE UNTERNEHMENSKULTUR UND DIE MITARBEITENDEN VON SHAMBALLA JEWELS?

Ich habe im Erdgeschoss unseres Büros in Kopenhagen ein Studio für Meditation, Atemarbeit und Klangreisen eingerichtet, in das wir Mitarbeitende und auch Kunden einladen. Sie kommen zusammen, um zu atmen und still zu werden. Das ist sehr kraftvoll.

WAS WAREN DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN UND DER GRÖSSTE ERFOLG IN DER ANFANGSZEIT?

2001 entwarf ich das ikonische SHAMBALLA®-Armband für den amerikanischen Rapper Jay-Z (Anmerkung der Redaktion: einer der einflussreichsten Hip-Hop-Musiker der Welt). Der Erfolg war jedoch nur von kurzer Dauer. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde es in New York in den darauffolgenden neun Monaten sehr schwierig, und meine finanziellen Herausforderungen wuchsen. Mein Vater bot Hilfe an, allerdings musste ich dafür im Gegenzug nach Dänemark zurückkehren.

2002 zog ich mit meiner Partnerin Andrea und unserem ältesten Sohn nach Kopenhagen, wo ich ein Studio eröffnete, das Yoga, eine japanische Tee-Bar und einen Schmuckshop kombinierte. Ich hatte zwar viel Arbeit im Yoga-Studio, aber es war schwierig, damit Geld zu verdienen und gleichzeitig das Schmuckgeschäft aufzubauen. Nach drei Jahren musste ich diese Strategie aufgeben.

Mein Bruder Mikkel und ich beschlossen, das Unternehmen zu Shamballa Jewels auszubauen und uns auf Gold- und Diamantschmuck für Männer zu fokussieren. Männer haben schon immer Schmuck getragen: Wir wollten das gleiche Gefühl vermitteln, das Könige, Kaiser und andere wichtige Persönlichkeiten empfanden, wenn sie Schmuck trugen. Aber unsere Designs mit Diamantperlen inspirierten auch Frauen – darunter unsere Mutter, die natürlich den von ihren Söhnen entworfenen Schmuck tragen wollte. Sie wurde eine wichtige Inspiration für unsere Schmuckkreationen.

Unser grosser Durchbruch kam, als ein dänischer Diamantenhändler Vertrauen in unser Armband mit in Pavé gefassten Diamantperlen setzte. Wir kreierten wunderschöne Armbänder mit weissen, braunen und schwarzen Diamanten sowie Rubinen und Saphiren. Es lief fantastisch. Doch dann wurde unser Design zum am meisten kopierten Armband. Plötzlich konnte man überall gefälschte «Shamballa»-Armbänder kaufen, die aussahen wie unsere – aber aus minderwertigen Materialien wie Glas hergestellt waren und zu einem Bruchteil des Preises angeboten wurden. Das war verheerend und richtete dauerhaften Schaden am Markt an. Aber die Krise half uns, exklusive neue Stile mit Perlen zu entwickeln. Die Inspiration – Halsketten mit Gebetsperlen – blieb die gleiche. Meine Absicht war es, die wertvollsten Gebetsketten der Welt zu kreieren.

«Mich haben die Geschichten aus dem Himalaja, die Kraft der Meditation und die spirituellen Zusammenhänge schon immer fasziniert.» - MADS KORNERUP

SIE FÜHREN DAS UNTERNEHMEN ZUSAMMEN MIT IHREM BRUDER. WIE UNTERSCHEIDEN SICH IHRE BEIDEN LEBENSPHILOSOPHIEN?

Mich haben die Geschichten aus dem Himalaja, die Kraft der Meditation und die spirituellen Zusammenhänge schon immer fasziniert. Mein Bruder hingegen hatte das klare Ziel, ein Unternehmen zu gründen und CEO zu sein. Diese unterschiedlichen Lebensphilosophien vereinen sich in unserem gemeinsamen Unternehmen und ergänzen sich auf natürliche Weise. Für mich bedeutet es, dass uns das Unternehmen nicht gehört, sondern wir sind vielmehr die Hüter und Lernenden auf einer gemeinsamen Reise. Wenn man mich nach dem Potenzial des Unternehmens fragt, antworte ich oft: In 100 Jahren wird Shamballa Jewels eine Marke wie Cartier sein – vielleicht sogar früher.

WIE IST DIE ROLLENVERTEILUNG ZWISCHEN IHNEN UND IHREM BRUDER?

Ich war schon immer der Reisende und das Gesicht nach aussen. Ich bin ein sehr entspannter, bohèmehafter Hippie-Typ. Mein Bruder hingegen verkörpert das Bild des Unternehmers. Er sorgt dafür, dass unsere Mitarbeitenden motiviert zur Arbeit kommen und produktiv sind. Er ist auch technisch versiert und hat unser «Creator-Tool» entwickelt, mit dem Kunden auf unserer Website ihr persönliches Armband selbst gestalten und spielerisch und digital die Welt der Edelsteine erkunden können.

UND WER STEHT LIEBER IM RAMPENLICHT?

Mein Bruder mag es nicht, im Rampenlicht zu stehen, also ist das seit jeher meine Rolle. Ich bereite nun die nächste Generation darauf vor, damit sie diese Rolle in Zukunft übernehmen kann.

WAS MÖCHTEN SIE MIT SHAMBALLA JEWELS BEWIRKEN?

Ich sehe mich selbst als einen SHAMBALLA®-Krieger – einen friedvollen Krieger. Auch wenn ich morgen aufhören würde, Schmuck zu kreieren, würde ich immer noch nach der SHAMBALLA®-Philosophie leben. Es ist wunderbar, mit Diamanten zu arbeiten und Schmuck daraus zu machen. Aber meine Motivation war es immer, diese besondere Philosophie durch unseren Schmuck zu vermitteln. Der Schmuck kann eine Erinnerung daran sein, innezuhalten, langsamer zu werden und Zugang zu unserem inneren SHAMBALLA® zu finden.

UND ZUM SCHLUSS: WENN IHNEN FÜR EINE MINUTE ALLE MENSCHEN AUF DIESER WELT ZUHÖREN KÖNNTEN, WAS WÄRE IHRE BOTSCHAFT?

Seid freundlich, seid mitfühlend, nutzt eure Weisheit. Folgt eurer Intuition, gebt jedem Menschen Liebe und erinnert euch daran, das Leben zu geniessen.