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01. März 2025 | Portrait

DER WALD RUFT - «NATURFIEBER» BRINGT DIE MENSCHEN ZURÜCK ZUR NATUR

DER WALD RUFT - «NATURFIEBER» BRINGT DIE MENSCHEN ZURÜCK ZUR NATUR
Vom Metallbauer bis zum Millionär: Oberhalb von Bad Ragaz kommen sie alle der Natur näher. Unterwegs mit dem Outdoor- und Adventure-Guide Ruedi Hummel.
Ein Prachtstag. Barfuss und gut gelaunt tritt Outdoor-Guide Ruedi Hummel aus der «Naturfieber»-Hütte oberhalb von Bad Ragaz. Die Insekten surren, die Vögel tschilpen, viele Nachbarn gibt es hier nicht. Abgesehen von den Grossen der Region, Ruedi Hummel zeigt ringsherum auf die Berge: Calanda, Pizol, Alvier, Falknis.
Noch macht der Outdoor-Guide keine Anstalten, die Schuhe anzuziehen. Routiniert geht er in das angrenzende Waldstück hinein, steigt auf einen Hochsitz. Oben angekommen, tut sich das Grün auf.
«Es ist ein besonderes Gebiet», erklärt Ruedi Hummel. Weil keine offiziellen Wanderwege vorhanden sind und sich kaum noch jemand hier oben auskennt, ist der Wald praktisch menschenleer. Der perfekte Ort, um der Natur ganz nah zu kommen. Und sich vielleicht sogar wieder als Teil von ihr zu begreifen. Denn das ist die Mission von «Naturfieber».
Vor drei Jahren von Ruedi Hummel gegründet, bietet «Naturfieber» heute allerlei Naturerlebnisse an. Hier, in und um die «Naturfieber»-Hütte oberhalb von Bad Ragaz – und darüber hinaus. Aber: Ruedi Hummel ist kein Prediger, das wird sofort klar. Er will die Menschen nicht bekehren. Er will sie dort abholen, wo sie sind. Damit sie ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken machen. Entsprechend bietet er mit «Naturfieber» ein breites Repertoire an Aktivitäten an: Teamevents, Polteranlässe, Waldübernachtungen, Survivaltrainings oder Wandertouren mit besonderen Schwerpunkten. Wie vielfältig das Angebot ist, wird sich im Laufe des Tages noch zeigen.
LIEBE ZUR NATUR
«Zu uns kommen alle Arten von Menschen – vom Metallbauer bis zum Millionär», sagt Ruedi Hummel. Sie alle eint, dass sie der Natur näherkommen wollen. Dabei ist es ganz egal, ob diese Menschen das «Abenteurer-Gen» in sich tragen oder im Leben noch nie einen Wald betreten haben, wie manche seiner ausländischen Gäste. «Naturfieber» hat für sie alle das passende Programm in petto: «Wir sind sehr flexibel. Ich höre den Menschen gut zu.» Das Persönliche, das ist ihm wichtig. Selbst Menschen, die nicht gut zu Fuss sind, nimmt Ruedi Hummel mit in den Wald.
«Wer nicht weit weg will oder kann, übernachtet dann vielleicht hier auf diesem Hochsitz. Und in der Nacht hört man den Wald, denn der ist nicht immer leise, und das ist wunderbar. Zusammen mit dem Geruch des Waldes am Morgen beim Aufwachen – ein unbeschreibliches Erlebnis.» Die Begeisterung in Ruedi Hummels Erzählungen ist von Beginn an ansteckend.
Es wird Zeit, nicht nur über den Wald zu reden, sondern ihn zu erkunden. Ruedi Hummel steigt vom Hochsitz, geht zurück zur Hütte und zieht die Wanderschuhe an. Zum Aufwärmen demonstriert er die vielfältigen Aktivitäten auf dem Gelände der «Naturfieber»-Hütte: Axtwerfen, Bogenschiessen, Armbrust, Donnerbalken, Teambuilding-Übungen. Diese Spiele kommen vor allem bei Gruppenevents zum Einsatz – etwa bei Polterabenden oder Teamevents. Und weil der Outdoor-Guide auch noch ein leidenschaftlicher Gastgeber und Hobbykoch ist, verköstigt er Gruppen bis zehn Personen höchstselbst.
Auf dem Weg in den menschenleeren Wald hinein erzählt Ruedi Hummel, wie er bereits als Achtjähriger auf diesen Pfaden unterwegs gewesen sei. Die Mutter hatte eine Bekannte hier oben, und der junge Ruedi musste ihr ab und an Wolle hochbringen: «Da wurde mir schon manchmal bang, wenn ich beim Eindunkeln noch unterwegs war. Aber danach war ich immer stolz.» Es war der Beginn einer lebenslangen Faszination. Mit Anfang 20 liess sich Ruedi Hummel in Alaska für eine Woche in der Wildnis absetzen. Und hier, in diesem Waldgebiet oberhalb von Bad Ragaz, scheint er bereits jeden möglichen Ort als Schlafplatz ausprobiert zu haben: Hier zeigt er auf einen wettergeschützten, dort auf einen besonders weichen.
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BESUCH VON BAMBI
Immer wieder macht Ruedi Hummel Halt, erzählt und erklärt. Von Römern und Walsern, die auf diesen vergessenen Wegen unterwegs waren. Vom harten Leben in vergangenen Zeiten und wo die Spuren des damaligen Holzabbaus noch heute zu sehen sind. Von schaurigen Orten und ihren Geschichten. Von Waldbewohnern und Vegetation. Vom spezialisierten Wissen, welches die anderen «Naturfieber»-Guides mitbringen – aus der Forstwirtschaft, der Jagd oder von den Sternen. Ein mitreissendes Potpourri an Geschichten, die er auf seinen verschiedenen Touren vermittelt.
Plötzlich raschelt es im Gebüsch. Ein Reh prescht hervor und galoppiert davon. An den weissen Flecken auf dem Rücken ist erkennbar, dass es noch jung ist. Momente wie dieser sind auch für den Outdoor-Guide immer wieder etwas Besonderes: «Der Wald hilft mir extrem. Ich bringe die Leute zwar hierher, aber den Rest macht der Wald. Ich sage niemandem, was er oder sie denken soll. Es sind Momente wie diese, die einen von selbst zum Nachdenken bringen über die Natur und den eigenen Platz darin.» Einmal habe eine Gruppe von ausländischen Gästen gefragt, ob er die vorbeiziehende Hirschherde extra für sie organisiert habe. Er könne ja einiges, erzählt er lachend, aber das leider nicht.
Ruedi Hummel zeigt malerische Wasserläufe mit einladenden Swimmingpools, die kein Mensch kennt. Wandert Felswänden entlang zu einer Anhöhe, von wo aus die gesamte Region wie durch ein Waldfenster zu sehen ist – bis zum Walensee. Über Wiesen und Lichtungen, deren historische Zwecke und Namen er alle kennt. Er lehrt einen, den Wald auf eine neue Art und Weise zu betrachten. Macht aufmerksam auf Wege, wo andere nur Bäume sehen. Erklärt, welcher Pfad von Tieren ausgetreten – und welcher vor Hunderten von Jahren durch Menschenhand erschaffen wurde. Woher er all diese Wege und Pfade kennt? «Von den alten Leuten hier. Die kennen nicht nur die alten Wege, sondern auch die Geschichten dazu.» Diese Geschichten gibt der Guide nun weiter – und vermittelt damit nicht nur Natur, sondern auch ein Stück nahezu verloren gegangener Kultur.
DER WALD RUFT - «NATURFIEBER» BRINGT DIE MENSCHEN ZURÜCK ZUR NATUR
HINEIN IN DEN ZAUBERWALD
Beim Passieren der 150-jährigen Padadurisbrücke dann die Überraschung: ein Mensch! War dieser Wald nicht menschenleer? Doch tatsächlich: Der Wanderer fragt nach dem Weg, er hat sich verlaufen. Ruedi Hummel weist ihm den Weg.
An der nächsten Kreuzung steht das alte Jungwachtheim. Der Guide macht Halt und sperrt das Haus auf. Hier wird «Naturfieber» ein weiteres Standbein aufbauen und Angebote für grössere Gruppen schaffen. Denn in den menschenleeren Wald führen die Guides nur kleine Gruppen, die das Gleichgewicht des Waldes nicht stören: «Diese Waldhütte kann für bis zu 25 Personen als Seminarraum im Wald oder als Lager-/Ferienhaus mit Schlafplätzen, Dusche und Kamin genutzt werden. Und wir können Teamevents, Geburtstage oder Wald-Apéros für bis zu 60 Personen durchführen.»
Es ist Zeit, den Rückweg anzutreten. Ruedi Hummel bietet zwei Optionen an: gemütlich auf dem Waldsträsschen oder quasi «querwaldein» durch den Zauberwald? Angesteckt vom Naturfieber, fällt die Wahl ohne zu zögern auf den Wald.
Der Waldboden ist weich, von Blättern übersät. Es ist dunkel, obwohl die Sonne noch immer hoch steht. Mit den Händen schiebt Ruedi Hummel Äste und Gestrüpp beiseite, tritt gekonnt auf stachelige Brombeeräste. Es hat viel geregnet in diesem Jahr und das Waldstück ist so zugewuchert, dass sogar der Guide verwundert ist. «Im Winter ist es hier besonders schön», ruft er durchs Dickicht. Auf der ersten Lichtung dann die Einsicht, weshalb dieses Stück Wald Zauberwald genannt wird: kleine Sträucher wachsen hier übergross, der Wald summt, alles scheint zu glitzern.
Ruedi Hummel tritt aus dem Wald heraus, auf einen 800-jährigen Weg. Und am Ende, es ist nicht mehr weit bis zur «Naturfieber»-Hütte, grast entspannt eine Gruppe Gämse auf der angrenzenden Wiese. Ein Anblick wie aus dem Bilderbuch. Als hätte der Outdoor-Guide es organisiert.